Donnerstag, 09.02.2023, 15:00 Uhr
KARNEVAL - Zeit des Frohsinns
Karneval bedeutet "carne vale - Fleisch lebe wohl" oder "carrus navalis - Schiffskarren". Die fünfte Jahreszeit beginnt am 11.11. und endet Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit. Das wilde Treiben stellt die Welt auf den Kopf. Jeder darf Verrücktes tun und sich austoben. Der seelische Frühjahrsputz baut Aggressionen ab, bereitet auf den Frühling vor und bringt Menschen einander näher. Sie schlüpfen in eine Hülle, um das Alltagsgesicht zu verdecken. Erich Kästner meint: "Und sind aufgeputzt wie Narren, um zu scheinen, was wir sind"“
Donnerstag, 02.03.2023, 15:00 Uhr
FRAUEN - Musik des Lebens
Am Anfang des Lebens steht eine Frau. Hannah Arendt erkennt in Vita Activa: "Wegen dieser Einzigartigkeit, die mit der Tatsache der Geburt gegeben ist, ist es, als würde in jedem Menschen noch einmal der Schöpfungsakt Gottes wiederholt und bestätigt"“ Die Frau, Repräsentantin weiblichen Prinzips, ist Mitschöpferin Gottes. Cervantes notiert in Don Quichote: "Der Mann erzieht und bildet die Welt, aber die Frau bildet den Mann". Trotzdem: Noch im Alter redet Freud mit wissenschaftlichem Anspruch von der "natürlichen“ Unterlegenheit der Frau". Am 08.03.2022 wird der 100. Internationale Frauentag begangen, doch es gibt noch viel zu tun ...
Donnerstag, 30.03.2023, 15:00 Uhr
MUSEN - Schutzgöttinnen der Künste und der Inspiration
Zeus zeugt mit Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung, die neun Musen. Unter der Führung von Apollo, dem Gott des Lichtes und dem göttlichen Arzt, singen und tanzen sie und haben die Aufgabe, das Leid in der Welt zu lindern und Traurige wieder froh zu machen: "Diese nun lehrten einst den Hesiod schönen Gesang, / als er Schafe weidete unter dem gotterfüllten Helikon". Sie verleihen ihm die Gaben, die er braucht, um die Götter zu preisen und am Anfang die Musen zu nennen, wie Homer in der Odyssee: "Nenne mir, Muse, den Mann...". Hesiod verfasst die Theogenie, das älteste überlieferte Lehrgedicht des Westens und beginnt mit den Musen. Der Musenkuss inspiriert die Dichter. Die Musik gilt als "die Kunst der Musen". Das Museum, Hort der bildenden Kunst, ist ursprünglich ein Heiligtum der Musen.
Donnerstag, 27.04.2023, 15:00 Uhr
MAI - Mozart des Kalenders
"Dieser Monat ist ein Kuss, / Den der Himmel gibt der Erde, / Dass sie jetzt und eine Braut, / Künftig eine Mutter werde"“ Damit charakterisiert Friedrich von Logau den Wonnemonat. Er leitet seinen Namen von den römischen Schutzgottheiten des Wachstums Maia und Maius ab. Gemäß dem Sprichwort: "Alles neu macht der Mai!" gibt es viele Maifeiern, Mairiten und Maibräuche. Das Schimmern der Baumblüte fällt mit dem Wogen der Ähren des Frühgetreides zusammen. Durch das Motiv Maria im Ährenkleid wird die Ähre zum Mariensymbol. Die Kirche überträgt diese Symbolik auf die Gottesmutter und der Mai wird zum Marienmonat.
Donnerstag, 25.05.2023, 15:00 Uhr
ERNST THEODOR AMADEUS HOFFMANN
König der Geister - Meister des Unheimlichen
Der Universalkünstler bewegt sich am Puls der Zeit, in die er als Jurist und Richter involviert ist: Seiner Traumwelt steht eine ernüchternde Wirklichkeit gegenüber, die er scharf beobachtet. Seine Kompositionen kennt heute kaum einer: Außer der Undine, die nach dem Libretto von Friedrich de la Motte Fouqué, aufgeführt in Schinkelscher Kulisse, als Prototyp der romantischen Oper gilt. Als Dirigent in Bamberg entdeckt er als Musikkritiker über die Musik die Literatur. Er erfindet so skurrile Figuren wie den Kapellmeister Kreisler, mit dem sich Schumann und Brahms identifizieren. Tagsüber am Schreibtisch, abends am Klavier, wird er der König der Geister im Reich der Wunder und als Gespenster-Hoffmann verhöhnt. In Berlin schlemmt er in Restaurants, häuft enorme Schulden an, wird im Weinkeller Lutter &Wegner mit dem Schauspieler Ludwig Devrient zur Publikumsattraktion, schmückt lange Zeit Sekt-Etiketten und geistert als legendäre Erscheinung des Berliner Nachtlebens über die Opernbühnen der Welt. Für ihn ist Wein eine Inspirationsquelle, die seine Phantasie beflügelt und ihn dämonische Träume lehrt. Aus Verehrung zu Mozart ändert er seinen Vornamen Wilhelm in Amadeus. Die Franzosen Michel Carré und Jules Paul Barbier machen ihn zum Protagonisten im Drama "Les Contes d’Hoffmann", auf dessen Grundlage 30 Jahre später das Libretto von Jacques Offenbachs gleichnamiger Oper entsteht.
Donnerstag, 15.06.2023, 15:00 Uhr
DIE KLEINEN DINGE - Summe des Lebens
Es sind die kleinen Dinge, die wahrhaft groß sind. Phil Bosmans notiert: "Dein Leben wird ein Fest, wenn du dich freuen kannst an den kleinen Dingen"“ Es gilt, ihren Schein des Alltäglichen zu durchbrechen, um staunend das Wunderbare im Kleinen und das Kleine im Wunderbaren zu entdecken, um zu erkennen, dass die kleinen Dinge die wahrhaft größten sind. Das vermag vor allem Adalbert Stifter: Mit weiter Seele malt und dichtet er; denn auch Dichten ist Malen, das die Stille belauscht und selbst tote Dinge zu geheimem Leben erweckt.