Donnerstag, 22. April 2021, 15:00 Uhr
THEODOR FONTANE - Beobachter des Lebens
Der Erzähler, Balladendichter, Apotheker und Vater unehelicher Kinder liebt seine Frau, das Historische und die Anekdote. Werk und Briefe spiegeln sein reiches Leben. Ihm widerstreben ewige Wahrheiten, er ängstigt sich nicht vor Widersprüchen, sondern revidiert manche seiner Aussagen. Ihn interessiert vor allem das Leben und das menschliche Herz, das sich in keine Schablone zwängen lässt. Seine Devise lautet: "Lerne zu denken mit dem Herzen, lerne zu fühlen mit dem Geist." Zudem sei es töricht, "Autoritäten im Glanze unfehlbarer Götter zu sehen"; denn er weiß: "Ohne ein gewisses Quantum an Mumpitz geht es nicht."
Donnerstag, 20. Mai 2021, 15:00 Uhr
FRÜHLING - Grundlage des Lebens
Jean Paul jubelt: "Das Leben ist schön, und die Jugend ist noch schöner, aber der Frühling ist am allerschönsten." Die Malerei stellt den Frühling stets als mit Myrten umkränztes junges Mädchen dar, das die Hände voller Blumen hat. Den kalten, todesähnlichen Winter überwindet der Lenz mit Harfen- und Flötentönen. Das Blühen der Blumen und der Gesang der Vögel gleichen einer Auferstehung.
Auch die Menschen werden davon erfasst, so dass Goethe im Osterspaziergang notiert: "Denn sie sind selber auferstanden."
Donnerstag, 17. Juni 2021, 15:00 Uhr
MUSEN - Schutzgöttinnen der Künste und der Inspiration
Mnemosyne = Gedächtnis ist die Mutter der Musen. Ihren Namen trägt ein Fluss der Unterwelt, dessen Wasser im Gegensatz zur Lethe nicht Vergessen, sondern Erinnerung erzeugt. Die neun Musen sind im Matriarchat Mondpriesterinnen und tanzen für die weiße Göttin. Der Musenkuss inspiriert die Dichter, aber auch die Musik ist die Domäne der Musen; denn Musik ist wörtlich "die Kunst der Musen" und das Museum, das die Werke der bildenden Kunst ausstellt, ist dem ursprünglichen Wortsinn nach ein Heiligtum der Musen. Auch für die Wissenschaften, die für die Griechen von der Kunst nicht so weit entfernt sind wie für uns, sind sie zuständig. Schon die frühesten Dichtungen der Griechen beginnen oft mit einer Anrufung der zuständigen Muse, so wie in Homers Odyssee: "Nenne mit Muse, den Mann..."
Donnerstag, 1. Juli 2021, 15:00 Uhr
REISE - Mutter der Erfahrung
"Stay at home!" heißt es in der Corona-Pandemie. Reisewarnungen und die Empfehlung des Bundesgesundheitsministers, auf Auslandsreisen zu verzichten. Gleichwohl gilt das Wort Hans Christian Andersens: "Reisen ist Leben." Damit meint er nicht die schematisierte Reise. Wer reist, muss vielseitigen Anforderungen genügen und probiert sich aus. Reisen führt aus geistiger Verengung des Alltages, vermag verkümmerte Seiten zu entfalten und fördert die Selbsterkenntnis. Ein neues Lebensgefühl erfährt derjenige, der mit der Seele erlebt und mit den Sinnen wahrnimmt. Goethe befreit sich mit der Reise nach Italien von allem, was ihn in Weimar bedrückt: "Die Sache ist, das ich wieder Interesse an der Welt nehme..."